„Bandenbildung ist ein erster Schritt“ (Ausgabe #1)

Wir haben uns mit Susi und Otto von der berühmt-berüchtigten “Antifa15” unterhalten, einer “Grätzl Antifa” aus dem Westen Wiens.

– by UNTER PALMEN

»UP: Hey. Stellt euch doch bitte mal kurz vor. Wer seid ihr und wieso habt ihr euch entschlossen, als Gruppe zu arbeiten?

Susi: Naja, eigentlich sind wir halt so eine klassische KleinstAntifa-Bande von einander nahestehenden Personen. Wir waren schon davor in verschiedenen politischen Zusammenhängen unterwegs und haben uns irgendwann in einem motivierten Moment gedacht: “Gründen wir doch eine gemeinsame Gruppe.”

»UP: Antifa? Was heißt das für euch?

Otto: Antifa ist für uns nicht ausschließlich klassische Feuerwehr-Arbeit, also zum Beispiel Naziaufmärsche verhindern, sondern wir wollen uns gemeinsam mit den gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen, in denen wir leben, auseinandersetzen. Denn die „ganze alte Scheiße“ (Marx, MEW 3, S. 35) wollen wir klarerweise so schnell wie möglich loswerden, damit wir auch noch bessere Zeiten erleben (lacht).

Susi: Definitiv! Eine radikale Perspektive muss immer auch die zugrunde liegenden kapitalistischen Strukturen mitdenken, die nicht nur tendenziell alles zur Ware und verwertbar machen und uns alle zur Lohnarbeit zwingen, sondern sich eben auch auf reaktionäre Ideologien stützen, wie Nationalismus, Sexismus, Antisemitismus, Rassismus usw.

»UP: Gemessen an diesem Anspruch wirkt eure Gruppe ja eher klein. Warum ist es euch trotzdem wichtig, euch zu organisieren?

Otto: Tja, in puncto Sichtbarkeit halten wir uns meist eher zurück. Keine weiß wie viele wir sind. Aber glaubt uns: wir sind überall! (lacht)

Susi: Auch wenn die Verhältnisse übermächtig scheinen, ist es unglaublich wichtig, sich nicht einfach komplett zurückzuziehen, sondern sich mit anderen zusammen zu tun.

Otto: Schon allein für die Alltagsbewältigung in dieser beschissenen Welt ist das wichtig. In der Gruppe können wir uns austauschen, gemeinsam eine Gesellschaftskritik formulieren und uns verschiedene Aktionen überlegen, um unserer Kritik einen Ausdruck zu verleihen. Und vor allem können wir uns gegenseitig unterstützen. Bandenbildung ist einer der ersten Schritte.

Susi: Und zur Gruppengröße – Wir agieren ja nicht im luftleeren Raum, denn es gibt alleine in Wien verschiedene Gruppen mit denen wir uns zusammen reden und vernetzen können. So ein Austausch macht es möglich, größere Aktionen durchzuführen.

»UP: Warum habt ihr es eigentlich nicht so mit Parteien, staatlichen Strukturen, NGOs und so?

Susi: Der Staat ist ja gerade Garant für das Funktionieren des Kapitalismus und die Aufrechterhaltung der ganzen Scheiße. Zudem ist der Staat immer auch Nationalstaat, der Staatszugehörigkeiten zuteilt oder eben verweigert, Grenzen hochzieht und Menschen ausschließt! Das finden wir schon einmal grundlegend falsch. Außerdem wollen wir in unserer Gruppe keine hierarchischen Strukturen haben und uns von niemandem sagen lassen, was wir nach außen tragen sollen und welche bzw. ob wir Leistungen bringen müssen. Das ist für uns antihierarchisches, antiautoritäres und autonomes Handeln, und so eines wollen wir auch beibehalten.

»UP: Ihr seid ja eine “Grätzl-Antifa”, wieso eigentlich genau?

Otto: Was uns beim Grätzlfokus wichtig war, war ins Auge zu bekommen, was gibt es eigentlich an coolen und auch beschissenen Dingen in unserem direkten Lebensumfeld. Ich finde es wichtig, sich mit der konkreten Umgebung, also den Herrschaftsverhältnissen in denen wir uns tag-täglich bewegen, auseinanderzusetzen. Deshalb das “Grätzl-Antifa”-Dings.

Susi: Wir machen jetzt noch eine kurze Werbeeinschaltung: Es gibt auch einen Blog von uns, den man sich anschauen kann, wenn man Lust hat. Und zwar findet man den auf “antifa15.noblogs.org”. Er ist sicher nicht immer ganz aktuell, aber wir geben uns Mühe, das so gut wie möglich zu schaffen. Dort findet man auch noch einmal so ein grundlegendes Selbstverständnis.

»UP: Vielen Dank fürs Interview!