Das Problem heißt Rassismus! (Ausgabe #1)

“Die sind doch alle kriminell”

Da vermischen sich rassistische Fantasien von “kriminellen Ausländern” mit realen Problemen von Menschen. Zum Beispiel werden Menschen durch ihre Behandlung von staatlichen Stellen oder auch durch ihre soziale Lage im Kapitalismus dazu gezwungen, in die Kriminalität zu gehen. Viele Geflüchtete dürfen zum Beispiel gar nicht arbeiten und das monatelang. Rassist_innen sehen da aber nur ein paar kriminelle Menschen und bestätigen dann so ihr eigenes Weltbild. Die meiste Zeit aber ist und bleibt das Gefasel von “kriminellen Ausländern” eine reine Phantasie, die nur dazu dient sich selbst ständig als Opfer darzustellen. Dass es da wieder nicht um einzelne Personen geht, sondern alle verallgemeinert werden, ist klar. Wer kriminell sei oder nicht oder eine angebliche Veranlagung dazu hätte, wird wiederum an äußeren Merkmalen festgemacht. Das vermutlich beste Beispiel dafür sind rassistische Polizeikontrollen.

“Die Muslime sind doch alle verrückt!”

Ähnlich wie beim kulturalistischen Rassismus, gibt es auch beim antimuslimischen Rassismus auch die Gegenüberstellung von zwei abgeschlossen und unveränderlichen Einheiten. Menschen, die aus islamisch geprägten Staaten kommen, wird automatisch unterstellt, sie seien IslamistInnen, fanatisch oder sonst wie durchgedreht. Dabei wird einfach ignoriert, dass Menschen aus islamisch geprägten Staaten zwar offiziell Muslim oder Muslima in den staatlichen Dokumenten stehen haben können, aber nicht gleich gläubig oder gar praktizierend muslimisch sein müssen. So wie bei vielen Menschen eine Religionszugehörigkeit in den Dokumenten vermerkt ist und vielen davon das völlig egal ist. Werden Muslim_innen als grundsätzlich fanatische, islamistische Gruppe dargestellt, muss immer dagegen argumentiert werden. Vor allem weil antimuslimischer Rassismus eben keine Auseinandersetzung zwischen Religionen ist, sondern das Religiöse nur als Code dient, um den Rassismus zu argumentieren. Allerdings bedeutet das auf keinen Fall, Religion, gesellschaftliche Zustände in islamisch geprägten Staaten, den Islam oder gar Islamismus zu verteidigen. Dass Religion und rechte politische Bewegungen wie der Islamismus absoluter Bullshit sind, ist für uns völlig klar. Ein besseres Leben ist nur im Hier und Jetzt zu erreichen und nicht in der Fantasie von irgendeinem Paradies.

“Das ist halt eine andere Kultur”

So werden Menschen über “ihre Kultur” definiert und diese Kultur als völlig unveränderliche und starre Einheit dargestellt. So etwas wird kulturalistischer Rassismus genannt. Mit Kultur ist dann die Gesellschaft im jeweiligen Gebiet mitgemeint, die genauso als starr und unveränderlich gilt. Als ob es in Gesellschaften nicht ständig zu Konflikten und Auseinandersetzungen zwischen Gruppen kommt. Doch das wird einfach ignoriert. Damit ist natürlich auch nicht gemeint, dass Menschen nicht von den gesellschaftlichen Verhältnissen, aus denen sie kommen geprägt sind und Verhaltensweisen verinnerlicht haben, aber sowas als natürliche Eigenschaft(en) darzustellen und dann noch so, als wären alle gleich, ist schon ziemlich dreist. Gerade nachdem es mittlerweile nicht mehr so gut kommt von „Rassen“ zu reden, zeigt sich, dass an die Stelle von „Rasse“ der Begriff „Kultur“ tritt. Also das hinter dem Geschwafel von „anderen Kulturen“ nichts anderes als blanker Rassismus steckt.

“Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg”

So zu argumentieren, ist eine Reaktion auf die grundsätzliche Möglichkeit im Kapitalismus arbeitslos zu werden/den Lebensunterhalt zu verlieren und dann als Verlierer_in der Konkurrenzgesellschaft dazustehen. Mal abgesehen davon, dass ein schönes Leben für alle im Kapitalismus sowieso nicht möglich ist. Aber anstatt den Kapitalismus abzuschaffen, flüchten sich Menschen in die Gemeinschaft der Nation und meinen, dass sie, nur weil sie Teil davon sind, mehr Rechte und/oder Ansprüche haben. Gleichzeitig lässt sich dann alles Unangenehme besser ertragen, weil schließlich sind sie ja Teil einer Gemeinschaft (Da folgen dann bekannte Forderungen wie “Österreich zuerst” und so weiter…). Wir finden das nicht gut und und schlagen vor, das schöne Leben für alle zu organisieren.

„Wenn Deutschland, Österreich oder Frankreich weiter so existieren wollen, braucht es Ausländer, die das alles erhalten.“

Dieses Argument stützt sich darauf, dass die Geburtenraten in vielen westeuropäischen Ländern stetig sinkt. Das heißt, die Bevölkerung wird nach und nach weniger. Würden keine neuen Menschen mehr kommen, gibt es schlichtweg zu wenig Menschen, die durch Arbeiten wie Straßenbau, Müllentsorgung, Verwaltung usw. die derzeitige Infrastruktur erhalten. Dabei scheint das Argument weltoffen und antirassistisch, ist aber nicht weniger grauslig, als alle anderen hier. Denn was dabei passiert, ist Menschen auf ihre Leistung und Arbeitskraft zu reduzieren und zu werten. Ein Mensch wird nicht als Mensch gesehen, sondern einfach an seiner Arbeitskraft gemessen. Er* oder sie* bekommt einen Wert zugeteilt und wird mit anderen verglichen. Und dabei ist dann egal, warum diese Menschen flüchten, es geht allein um die Erhaltung der Nation. Die Menschen, die hier leben stehen über denen, die flüchten, einfach weil sie hier geboren wurden oder einfach „richtig“ aussehen. Die Konsequenz daraus, Menschen so gegeneinander zu werten, ist, Menschen wissentlich verrecken zu lassen, weil sie nicht das richtige gelernt haben oder gut genug darin sind. Das ist Alltag im Kapitalismus und zeigt die ständig herrschende Brutalität.