Gemeinsam die Stadt verändern (Ausgabe #6)

Jeder Mensch besitzt ein „Recht auf Stadt”“ Meist muss dieses Recht jedoch erst erstritten werden. Ziel ist es, mit Verwertungslogik zu brechen und alternatives Zusammenleben zu ermöglichen.

– by Emilie Könn

Eins. Treffpunkte schaffen

Wenn es die Regierung nicht besorgt, liegt es in der Hand der Stadtbewohner_innen, für frische Luft und ein Stück Natur zu sorgen. 2009 verwandelte eine Nachbarschaftsinitiative in Exarchia, Athen, einen Parkplatz in eine Grünfläche. Der Asphalt wurde mit Presslufthämmern aufgebrochen und Bäume wurden gepflanzt. Der freie Park an der Navarinou-Straße bietet seitdem einen Spielplatz für Kinder und die Gelegenheit, sich mit Nachbar_innen zu treffen.

Zwei. Solidarisch essen

Auch in der Stadt soll eine ausreichende und gesunde Ernährung möglich sein. Um sich Lebensmittel in guter Qualität leisten zu können, gibt es in Wien Foodcoops. Die selbstverwalteten Gruppen beziehen biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien und Imkereien. In Paris gibt es auch schon einen solidarischen Supermarkt, La Louve. Nach dem Vorbild der Konsumgenossenschaften des 19. Jahrhunderts ist er allen zugänglich und Betrieb sowie Angebot werden im Kollektiv geregelt.

Drei. Zwangsräumungen verhindern

Um sich gegen Mieterhöhungen, Verdrängung und Zwangsräumungen zur Wehr zu setzen, bilden Betroffene, Nachbar_innen und Aktivist_innen Bündnisse. 2009 wurde in Barcelona die Plattform für Hypotheken-Opfer (PAH) gegründet. Sie ist in ganz Spanien aktiv und organisiert rechtliche Unterstützung für Mieter_innen, genauso wie direkte Gegenwehr bei Zwangsräumungen. Vor allem aber finden Betroffene emotionalen Beistand in existenzbedrohenden Lebenssituationen.

Vier. Linke Stadtregierungen wählen

Basisdemokratische Bewegungen stellen sich seit 2015 weltweit zur Wahl, um linke Stadtregierungen zu bilden. Die gewählten Aktivist_innen versuchen so, die Institutionen und die Stadtpolitik von innen heraus zu verändern. In Neapel stellt seit 2016 die linke Bewegungs-Partei Democrazia Autonomia (DemA) den Bürgermeister Luigi de Magistris. Gemeinsam mit anderen Bürgermeister_innen bietet er einen sicheren Hafen für Flüchtlinge – der harten Flüchtlingspolitik der italienischen Regierung zum Trotz.

Fünf. Besetzen und Bewohnen

In Brasilien müssen Häuser und freie Flächen per Gesetz eine soziale Funktion erfüllen. Ist dies nicht der Fall, können Eigentümer_innen enteignet werden. Das Gesetz findet aber keine Anwendung, also nimmt die lokale Bevölkerung die Dinge selbst in die Hand. Das Besetzen von Wohnraum ist gängige Praxis. Für viele bietet es die letzte Möglichkeit, ein Zuhause zu finden. Eine entscheidenden Kraft unter den Besetzer_innen ist die Bewegung der wohnungslosen Arbeiter (MTST).